Unvermutet ist er wieder da. Ich dachte, er würde länger wegbleiben und möglicherweise nie mehr zurückkommen. Doch er ist da und bietet Halt an trotz der Verletzungen, die ich ihm vor seinem Gehen zugefügt haben muss. Jemand der sich um mich sorgt, der mich auffangen will, weil ich ihm über die Jahre ans Herz gewachsen bin. Jemand dessen Leidenschaft für mich nicht erlischt.
Manchmal wünschte ich mir andere Umstände und doch ist es wohl genau richtig so, wie es eben ist.

Und jetzt?
Das Ganze als Spiel begreifen und alles einfach auf sich zukommen lassen.

Wie einem plötzlich ohne Übergang glasklar vor Augen stehen kann, dass gewisse Menschen in der eigenen Umgebung sich zum puren Gift für das seelische Wohlbefinden entwickelt haben
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und trotzdem nicht die Finger davon lassen können
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noch nicht
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hoffentlich bald.
Scheitern lernen.

Dieses Meer, das mir wie immer gut tut.
Dastehen und den Wellen zusehen wie sie sich überschlagend um meine Füße schmiegen.
Am Strand einen Fuß vor den anderen setzen, sich selbst tragen.
Den Möwen beim Fliegen zuschauen.
Dem Rauschen zuhören und auf eine Antwort hoffen.
Im Takt der Wellen atmen und wirklich Luft holen dabei.

Dann sitze ich auf einem Stein am Rande des Strandes und schaue auf das unruhige, vom Wind heftig bewegte, Wasser, fühle mich verloren inmitten einer Welt, in der scheinbar alle wissen, wohin sie gehören. Tränen laufen über meine Wangen, trocknen auf meinem Gesicht. Ich schaue auf meine Flügel hinab, die nass sind von den vielen Tränen der vergangenen Wochen und traurig herabhängen. Ich frage mich, wann sie wieder zum Fliegen zu gebrauchen sein werden.

Ein sanfter Abschied.

Meinereins fühlt sich zwar immer noch ziemlich wackelig auf den Beinen, aber das Abstützen, um die Abstürze in hin und wieder auftauchende Abgründe abzufangen, funktioniert schon mal ein bisschen besser.
Merke: es hilft auch manchmal, extra negativ zu denken, um sich von bestimmten Dingen distanzieren zu können.

Ein dunkles, schwarzes, beengendes Loch und kein Entkommen möglich.

Du bist der dritte Punkt in diesem Dreieck. Jüngst dazugekommen. Machst es mir nicht einfach. Während Du absolut ehrlich mir gegenüber bist, mit deinen Gefühlen nicht hinter dem Berg hältst und Brüche andeutest - warum auch, du hast nichts zu verlieren - bist du reinweiße Projektionsfläche für die Gefühle des Punktes, um den wir beide kreisen. Die Ambivalenzen nehmen zu für mich, während er seine Visionen mit dir in immer bunteren Farben auf deine Leinwand malt. Die Zeit wird zeigen, wie lange die Grundierung hält, bevor sich deine Farbfacetten mit den seinen vermischen und das sichtbar machen, was du jetzt in diesem Augenblick noch weglächeln kannst.

Weil es mir gerade so tief wehtut, zuzusehen, wie du dich in eine andere Richtung neigst und weil es so beängstigend ist, die Möglichkeit im Auge zu haben, dass du dich vollständig von mir löst, brauche ich einen Ausgleich. Ein Gegengewicht zu den Panikwellen, die seit vielen Tagen an mir zerren und buchstäblich zehren.
Ich war mir nicht zu schade, bei den Mächten, die die Welt regieren, anzufragen, mir ein kleines Türchen zu öffnen. Ich hätte auch eines von Mauselochgröße genommen, um für eine gewisse Zeit darin verschwinden zu können, mich zusammenzurollen und starr zu verharren. Stattdessen ist eine große Tür ganz weit aufgegangen, eine, die es mir erlaubt, voranzuschreiten und nicht mehr tränenblind gegen Wände zu laufen und wieder frage ich mich, womit ich diesen Segen verdient habe. Wahrscheinlich ist das alles nur glücklicher Zufall, flüstert mein Mathematikerinnenherz meiner verzagten Seele leise zu und ich bin ganz still, um das kleine Glückchen nicht gleich wieder zu verscheuchen.

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