Und plötzlich lässt der Gedanke an Verbindlichkeit mich in Panik erschaudern.
Sie bewegte sich kaum noch, die kleine Wespe, als ich sie auf dem Rücken liegend auf dem Boden meiner Wohnung fand. Langsam entfaltete und faltete sie ihre Flügel immer wieder, während ihre Beine schwach zitterten und der Hinterleib nervös zuckte. Behutsam setzte ich sie auf das äußere Fensterbrett und als der Tod sie ganz leicht werden ließ, trug der Wind sie fort.

Sich zum ersten Mal seit Wochen wieder im eigenen Nest einkuscheln.

In sich hineinhören, in der Hoffnung die eigene Sprache wiederzufinden.

Diesmal wäre ich gern für lange, lange Zeit geblieben und doch war der Rückweg unvermeidlich.

Jenseits des Ozeans Wut und Freude dicht beieinander.

"Der Gehängte"
- nichts beschreibt meinen Zustand gerade besser als diese Tarotkarte. Es geht weder vorwärts noch rückwärts. Jeder Bewegungsversuch schmerzt. Gefangen in unfreiwilliger, vollkommener Bewegungslosigkeit finde ich auch meine Sprache nicht mehr.

Weitab der eigenen Komfortzone ist das Leben reichlich anstrengend.

Wie gut es tut, physisch Abstand zu gewinnen. Gehofft habe ich seit Wochen, dass dies gelingen möge, sobald die Zeit dafür gekommen ist.
Schon im Zug nach München atmete ich freier. Je mehr Kilometer ich zwischen uns brachte, umso leichter wurde es mir ums Herz.
Der Flug nach Budapest zwei Tage nach meiner Rückkehr löste die Beklemmungen mit den resultierenden Atemschwierigkeiten endgültig auf und jetzt lasse ich mein zitterndes Inneres von südlicher Sonne aufwärmen bis es sich wieder wohlig rekeln kann. Aufgenommen und umsorgt bin ich hier von einer wunderbaren Familie mit einem kleinen Wuschelhund, der mich umschwärmt.

Und dann ist er da, der Punkt, an dem nichts mehr geht.
Es ist aber auch der Punkt, an dem der Knoten platzt.
Diese wilde Panik der letzten Wochen ist weg.
Sie ist einem sanften Flattern gewichen.
In mir nichts als Stille und ein Gefühl von Endgültigkeit.

Wie verabschiedet man sich von jemandem, der nicht aus dem eigenen Leben verschwinden soll?
Wie hasst man jemanden nicht, der sich dazwischendrängte?
Wie geht man mit dem Abgewiesenwerden würdevoll um?
Wie findet man aus der Kränkung wieder hinaus?
Wie findet man wieder zu sich selbst in einer unübersichtlichen Situation?
Wie kann man das Atmen wieder lernen, das Essen, das Fröhlichsein?

Seele und Körper haben genug.
Zwangspause.
Und trotzdem hört das Denken nicht auf.

1/5 der Gesamtnote heute erworben.
Undurchsichtigkeit.
Begründungen weitab vom Pfad.
Gedrückte Stimmung.
Und immer wieder die Frage, warum ich mir das Ganze antue.
Immerhin schon fast ein Jahr geschafft.
Ein Grund zum Feiern.
Selbstbelohnung. Eis und Schuhe.

Schatzmeisterin

Du bist nicht angemeldet.

Schatzkammer

Wortschatzsuche

 

Profil
Abmelden
Weblog abonnieren